Heinrich Mussinghoff: Juden und Christen

Kirche und Judentum sind im Neuen Testament eng miteinander verzahnt. Die Beziehungen zwischen Juden und Christen sind aber seit jeher oftmals spannungsgeladen. Seit 2006 beschäftigt sich eine von der Deutschen Bischofskonferenz gegründete Kommission mit dem religiösen Verhältnis dieser beiden Weltreligionen. Heinrich Mussinghoff, emeritierter Bischof von Aachen und Autor des vorliegenden Buches, hat über zehn Jahre diese Kommission geleitet. Ihm ist das partnerschaftliche Miteinander von Juden und Christen seit langem ein wichtiges Anliegen. Das Buch dokumentiert die jährlichen Vorträge des Autors im Rahmen seiner Kommissionsarbeit. Mehrere Beiträge beschäftigen sich mit der bedeutsamen Konzilserklärung „Nostra aetate“, die als „Dokument der Umkehr“ im Jahr 1965 die katholisch-jüdischen Beziehungen entscheidend veränderte: weg von Vorurteilen, Missachtung und Gleichgültigkeit gegenüber den Juden – hin zu Wertschätzung, Dialog und Freundschaft. Der Autor beleuchtet in seinen Ansprachen aus unterschiedlichen Jahren, welche Auswirkungen diese Richtungsänderung im Blickwinkel der Kirche mit sich brachte. Umgekehrt kommt auch die jüdische Rezeption von „Nostra aetate“ zur Sprache. Weitere Themen sind „Sabbat und Sonntag aus christlicher Sicht“, „Gerechtigkeit“, „Gedenken an die Shoah“ und „Zukunftsfähigkeit“. Ein zweiter Teil des Buches ist mit „interreligiöse Aktivitäten“ überschrieben. Hier befasst sich der Autor mit dem Gedenken an die Pogromnacht am 9. November 1938. Die Einweihungsrede einer neuen Synagoge in Aachen ist ebenso dokumentiert wie ein Beitrag zur Geschichte der jüdischen Gemeinde im oldenburgischen Cloppenburg, wo die kleinste Synagoge Deutschlands zu finden ist. Vorträge über Kunst und Kultur runden das Spektrum der christlich-jüdischen Beziehungen im dritten Buchteil ab.

Fenster von Chagall
Im Mittelpunkt stehen die zwölf leuchtend bunten Fenster mit dem „Jakobssegen“ von Marc Chagall. Die aussagekräftigen Kunstwerke, eine „Hommage an sein Volk Israel“, sind in der Synagoge des HadassahKrankenhauses in Jerusalem zu bestaunen. Sie zeigen die zwölf Stämme Israels, charakterisiert durch die Söhne Jakobs, die allerdings nicht in Menschengestalt zu sehen sind. Im aufwändig gestalteten Buch sind die Chagall-Darstellungen wirkungsvoll ganzseitig platziert und den erläuternden Betrachtungen des Autors zugeordnet. Der Mosaikteppich in der Basilika von Tabgha ist ein weiteres besonderes Kunstwerk im Heiligen Land und erfährt in diesem Buch ebenfalls eine ausführliche Würdigung. Außer Heinrich Mussinghoff, sind auch einige Gastautoren in diesem Buch vertreten, etwa Bischof Klaus Hemmerle und Hans Hermann Henrix.

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